200 Kilogramm wiegt ein Operationstisch. Plus das Gewicht der Patientin oder des Patienten, durchschnittlich nochmals 70 Kilogramm. «Damit müssen wir manchmal regelrecht Slalom durch die Räume fahren, bis der Tisch am richtigen Ort steht», erzählt Dr. Melanie Lederer, Leitende Ärztin an der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Rettungs- und Schmerzmedizin.
Was sie heute schon sagen kann: Das Ende der Slalomfahrten ist absehbar - spätestens beim Einzug ins grosse Operations- und Interventionszentrum im Neubau Haus 07 A/B, voraussichtlich Anfang 2024. «Dann ist auch die Zeit der verstreuten Operationssäle vorbei: Endlich werden sämtliche Operationen an zentraler Stelle unter einem Dach ausgeführt, das macht es für alle leichter – für die Patienten und für das Team», sagt sie, und man hört die Vorfreude aus ihren Worten.
20 Prozent Jahresarbeitszeit
Wie das künftige Operations- und Interventionszentrum aussehen wird, weiss Melanie Lederer im Detail. Seit Jahren bringt sie ihre Inputs ins Bauplanungsteam ein. Ein Privileg, findet sie: «Dass die Sicht der Mitarbeitenden im OP diskutiert und aufgenommen wird, schätze ich sehr. Davon profitieren auch die Bauverantwortlichen: Sie erfahren, wie die Prozesse bei uns aussehen und was man logistisch bedenken muss.» Dafür nimmt sie die zeitliche Belastung in Kauf. Grob geschätzt, investiere sie zeitweise rund 20 Prozent Jahresarbeitszeit in die Bauplanung. «Doch mitzuerleben, wie das Projekt wächst, ist spannend.»
Im Namen des Teams
Sie habe viel dabei gelernt. Etwa, dass die Bauleitung andere Prioritäten als die Nutzer habe, zum Beispiel Fluchtwege, Brandschutz, Anzahl Quadratmeter. Sehr befriedigend sei es, dass nun alles, was aktuell die optimalen Prozessabläufe behindert, besser geplant werden könne – Stichwort Slalomfahrten mit dem Operationstisch, oder Engpässe, weil es nur einen einzigen Zugang für Menschen und Material gibt. «Neu werden wir einen separaten Zugang fürs Material haben, das entschärft das Nadelöhr», sagt sie. Logistische Detailfragen wie beispielsweise sollen die Monitore besser an der Decke oder an der Wand hängen? Schiebe- oder Drehtüren eingesetzt werden? - sind das eine, Kriterien für ein angenehmes Arbeitsklima das andere. Hier engagiert sich Melanie Lederer auch im Namen ihres Teams. Oft geht es um vermeintliche Details, die sich aber auf die Atmosphäre im Klinikalltag auswirken. «Tageslicht in den Pausenräumen erhöht das Wohlbefinden für die Mitarbeitenden entscheidend», nennt sie ein Beispiel.
Offene Fragen
Die Grobplanung ist bereits abgeschlossen, das neue Logistikkonzept steht, jetzt geht es um den Feinschliff. Auch wenn die Vorteile des neuen Zentrums auf der Hand liegen: Für die Anästhesistin sind noch nicht alle Befürchtungen vom Tisch. Die hohe Aktivität in den künftigen zehn OP-Sälen wecken bei ihr Fragen: Was, wenn der Lärmpegel in ungeahnte Höhen wächst? Wird der Einleitungsbereich genügend abgeschirmt sein? Und dann ist da die unsichere Entwicklung: Ob und wie stark die ambulanten Operationen weiter zunehmen, ist abhängig von kommenden politischen Entscheiden. «Da müssen wir flexibel agieren können und genügend Plätze in der angrenzenden Tagesklinik haben.»
Kränzchen für die Bauleute
Flexibilität ist auch jetzt während der Bauphase gefragt. «Bei Vibrationen Mikrooperationen durchzuführen, ist kaum möglich. Und wenn ein Patient vor der Operation einschlafen sollte, während der Baulärm dröhnt, wird es schwierig.» Bau- und Operationspläne werden deshalb aufeinander abgestimmt, und wenn die Lampe aufleuchtet, wissen die Bauleute, dass sie jetzt die Arbeit stoppen müssen. «Das hat bisher hervorragend geklappt!», windet Melanie Lederer dem Bauteam ein Kränzchen.
Hätte sie einen Wunsch offen, würde sie das neue Operations- und Interventionszentrum am liebsten von Grund auf neu auf der grünen Wiese bauen, mit einem anderen Grundriss. «Denn der lange, schmale Bau hat seine Tücken – zum Beispiel werden wir relativ enge Gänge haben. Aber so viele Feen, die diesen Wunsch erfüllen könnten, gibt es gar nicht», sagt sie und lacht.