Experimentelle Urologie

Hand in Hand mit der klinischen Forschung beschäftigt sich die experimentelle Urologie mit translationaler und Grundlagenforschung im Fachbereich Urologie.

In Kooperation mit Mitarbeitenden des Medizinischen Forschungszentrums, insbesondere der Clinical Trials Unit werden eigene klinische und translationale Projekte umgesetzt und Kooperationen mit anderen Institutionen gepflegt. Die Forschungsprojekte sind zum Teil langfristig angelegt und werden in den kommenden Jahren wichtige Daten und Resultate liefern. 

Aktuelle Forschungsaktivitäten

Prospektive Kohortenstudie für das Prostatakarzinom – Aufbau einer Biobank

Ziel dieses Projekts ist der Aufbau einer umfassenden Biobank mit longitudinalem Charakter zur Exploration von verschiedenen diagnostischen, prognostischen und prädiktiven Biomarkern mit Bezug zum Prostatakarzinom. Die Probensammlung erfolgt multizentrisch. Zum aktuellen Zeitpunkt liegen die Proben und klinischen Daten von über 1'200 Patienten vor. Auf Basis der Proben sind gegenwärtig mehrere Subprojekte zu Biomarkern in den verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms geplant oder wurden bereits begonnen. Anfang Jahr 2022 die Rolle des Sponsors für dieses Projekt von der SAKK auf das Kantonsspital St. Gallen vollzogen.

Forschungsförderung Kantonsspital St. Gallen, Multicenter Studie; SAKK-Projekt 
Principal Investigator: Daniel Engeler

Studie zur universellen Früherkennung von Krebs

Eine zunehmende Anzahl Studien hat gezeigt, dass die Akkumulation von DNA-Schäden und DNA-Reparaturdefizit in Blutzellen zwei gemeinsame Befunde bei Krebspatienten sind; dies sogar unabhängig von der Krebsart. Mit einem neu entwickelten hochstandardisierten Single Cell Gel-Elektrophorese Assay wird bei Krebspatienten und gesunden Probanden der DNA-Schaden von Blutzellen auf Einzelzellniveau gemessen und die Aussagekraft hinsichtlich der Frühdetektion von Krebs im Rahmen einer Phase 2 Studie evaluiert.

Forschungskollaboration: Kantonsspital St. Gallen und Industriepartner 4D Lifetec AG
Principal Investigator KSSG: Daniel Engeler

«Imaging post processing» in der Urologie

Im urologischen Alltag spielen Schnittbildgebungen in der Diagnostik verschiedener Krankheitsbilder eine grosse Rolle. Beispielsweise basiert die Nierensteindiagnostik auf nativen Computertomographie (CT) Bildern und in der Nierentumordiagnostik spielt die MRT eine grosse Rolle. Das Ziel mehrerer Projekte ist es, mittels sogenannter Radiomics bisher „verborgene“ Informationen dieser Bilder zu nutzen. So kann die Grauwertverteilung innerhalb von Nierentumoren in verschiedenen Sequenzen prädiktiv für die Histologie und die Aggressivität sein. Ebenso wird untersucht, ob Aussagen über die Homogenität von Nierensteinen das Ansprechen der Steine auf urologische Interventionen (z.b. eine Stosswellentherapie) vorhersagen können.

Projektleiter: Valentin Zumstein

Strukturierte Optimierung perioperativer Algorithmen, Risikostratifizierung und patientzentrierter Ergebnisse der offenen Harnröhrenrekonstruktion

In Zusammenarbeit mit der rekonstruktiven Urologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf wurden Studien, basierend
auf einer Datenbank von über 1000 männlichen Patienten, die im Zeitraum 2009 bis 2016 einer bestimmten Form der Harnröhrenrekonstruktion
unterzogen wurden, durchgeführt. Bei der Mundschleimhautplastik wird körpereigenes Gewebe aus der Mundschleimhaut zum operativen Beheben von Engstellen der Harnöhre (Strikturen) eingesetzt. Die Daten liefern Erkenntnisse über Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Therapieverlauf nach der chirurgischen Versorgung der Harnröhrenverengung. Eine Reihe von Empfehlungen für den klinischen Alltag rund um die Mundschleimhautplastik konnten bereits erstellt werden.

Forschungskollaboration: Kantonsspital St. Gallen und Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Projektverantwortlicher KSSG: Valentin Zumstein

Multiparametrisches MRT zu Verbesserung des Stagings von Blasenkarzinomen

Dieses Projekt untersucht den Mehrwert der multiparametrischen MRT beim Staging von Blasenkrebs und bei der Vorhersage
von Metastasen. Die Studie untersucht Korrelationen zwischen bekannten genetischen Mutationen, welche erheblichen Einfluss auf das Überleben der Patienten haben können, und verschiedenen Parametern der multiparametrischen MRT, mit dem Ziel, genetische Subtypen mit schlechter Prognose oder schlechtem Ansprechen auf eine Chemotherapie nicht-invasiv frühzeitig zu identifizieren. Die Ergebnisse dieser Studie sollen dazu beitragen die Behandlungsentscheidung und damit auch die Prognose für den Patienten signifikant zu verbessern.

Multicenter Studie (Universitätsspital Zürich, Inselspital Bern, Kantonsspital St. Gallen
Principal Investigator KSSG: Valentin Zumstein

Athlete-Studie

Die gutartige Prostatahyperplasie (BPH) ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Männern. Wenn die BPH fortschreitet, sind häufig chirurgische Behandlungen erforderlich. Die Holmium- Enukleation der Prostata (HoLEP) ist ein etabliertes Verfahren in der chirurgischen Behandlung von BPH, insbesondere bei mittelgroßen bis großen Prostata. Die lange Lernkurve, die Dauer des Eingriffs und die teure Ausrüstung beschränken die Verfügbarkeit der HoLEP immer noch auf einige wenige spezialisierte Zentren. Seit kurzem ist eine neue Methode zur Behandlung der BPH, die Aquablation, auf dem Markt erhältlich. Bei dieser Technik wird die Echtzeit-Ultraschallbildgebung in Kombination mit eine robotergestützten Hochdruckwasserstrahl eingesetzt, der vom Chirurgen programmiert und geführt wird, um Prostatagewebe zu resezieren. Bislang gibt es jedoch keine kontrollierten Studien, in denen untersucht wurde, ob die Aquablation bei mittelgroßen bis großen Prostata zu Ergebnissen führt, die nach Angaben der Patienten und in Bezug auf die Funktion nicht schlechter sind als die HoLEP. Da die Aquablation im Vergleich zur HoLEP einige offensichtliche Vorteile in Bezug auf die Lernkurve und die Operationszeit bietet, soll in dieser RCT untersucht werden, ob die Wirksamkeit und Sicherheit der Aquablation im Vergleich zur HoLEP bei Patienten mit mittelgroßer bis großer Prostata nicht unterlegen sind, was den Einsatz der Aquablation eindeutig unterstützen und die tägliche klinische Praxis verändern würde.

Blumenau-Léonie-Hartmann Stiftung
Principal investigator: Gautier Müllhaupt

 

Forschungs- und Studiendatenbank

Auf der Forschungs- und Studiendatenbank des KSSG finden Sie nähere Informationen zu den einzelnen Forschungsprojekten und Publikationen der Arbeitsgruppe.

Experimentelle Urologie

 

Unser Labor 

Unser Labor der Experimentellen Urologie befindet sich in den Räumen des Medizinischen Forschungszentrums. Das Forschungsteam führt klinische Studien mit experimentellen Laboransätzen durch und ermöglicht translationale urologische Forschung.