Forensische Todeszeitschätzung

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Die Bestimmung der Todeszeit ist eine wichtige Aufgabe im Rahmen der rechtsmedizinischen Leichenuntersuchungen. Die Angaben werden für die Ausstellung der Todesbescheinigung benötigt.

Die Angaben können auch kriminalistisch von Bedeutung sein und eine wichtige Information für die polizeiliche Ermittlungsarbeit bei Deliktverdacht darstellen. Gelegentlich ist die ermittelte Todeszeit für die Festlegung der Erbfolge erforderlich.

Möglichkeiten und Grenzen

Die Möglichkeiten der Todeszeitschätzung werden durch die fortschreitenden postmortalen Autolyse- und Fäulnisprozesse limitiert, die wiederum von den äusseren Bedingungen, in erster Linie von der Umgebungstemperatur, abhängen. Während im frühen postmortalen Intervall die Sterbezeit durch Anwendung verschiedener Methoden in günstig gelagerten Fällen noch auf wenige Stunden genau eingegrenzt werden kann, sind bei einsetzendem Verwesungsprozess anhand der Leichenveränderungen zumeist keine verwertbaren Angaben zu Todeszeit mehr möglich.

Methoden

Die zur Schätzung der Liegezeit üblicherweise herangezogenen Einzelkriterien, wie Ausprägungsgrad der Leichenstarre oder Beschaffenheit der Totenflecke, sind wegen der sehr ausgeprägten Streuung im Hinblick auf die zeitlichen Grenzen unter forensischen Gesichtspunkten unzureichend. Zuverlässige Aussagen können nur durch Anwendung des integrierten Verfahrens zur Todeszeitschätzung getroffen werden. Dieses Verfahren kombiniert verschiedene Methoden, setzt jedoch entsprechende Erfahrung und eine apparative Ausstattung voraus. Daher sollte bei Deliktverdacht oder dubiösen Auffindesituationen schon allein aus Gründen der Todeszeitbestimmung ein Rechtsmediziner hinzugezogen werden.

Routinemethoden

  • Totenflecke: Beginn, Konfluktion, Maximum, Wegdrückbarkeit
  • Totenstarre: Beginn, Maximum
  • Elektrische Erregbarkeit der mimischen Muskulatur (Grad I-VI)

Temperaturmethode

  • Rektaltemperatur (Messung 8 cm ab ano)
  • Umgebungstemperatur
  • Beachtung von Korrekturfaktoren abhängig von äusseren Faktoren wie Konstitution, Lage der Leiche, Kleidung, Feuchtigkeit, Luftzug, Untergrund

Ergänzende Methoden

  • Idiomuskulärer Wulst, Sehnenphänomen
  • Verlagerbarkeit der Totenflecke
  • Wiedereintritt der Totenstarre
  • Pharmakologische Erregbarkeit der Pupille