Niereninsuffizienz

Diese Erkrankung tritt auf, wenn die Nieren über einen längeren Zeitraum eingeschränkt oder gar nicht mehr funktionieren. Dadurch kann der Körper unter anderem giftige Stoffwechselprodukte kaum oder nicht mehr mit dem Urin ausscheiden – es können ernste gesundheitliche Probleme drohen.

 

Ursachen

Ein Nierenversagen kann plötzlich auftreten (akute Niereninsuffizienz) oder sich über einen längeren Zeitraum verschlimmern (chronische Niereninsuffizienz):

  • Das akute Nierenversagen ist meist Folge einer Mangeldurchblutung der Nieren. Dies kann bedingt sein durch plötzlichen Blutverlust, wie z.B. nach einem Unfall. Häufige Ursache ist auch eine Vergiftung, die das Nierengewebe schädigt (z.B. bei Infektionen) oder eine allergische Schädigung.
  • Bei der chronischen Niereninsuffizienz lässt die Nierenfunktion langsam nach. Meist liegt eine Entzündung der Nierenkörper oder eine Nierenschädigung als Folge einer Zuckerkrankheit bzw. eines Bluthochdrucks zugrunde.

Symptome

  • Bei einer akuten Niereninsuffizienz stehen meist die Symptome der Grunderkrankung, z.B. der schweren Infektion im Vordergrund. Nach Stunden bis Tagen vermindert sich die Harnproduktion bis sie ganz versiegt. Die Betroffenen sind müde, ihnen ist übel und sie sind immer weniger ansprechbar. Da Wasser im Körper, insbesondere auch in der Lunge, eingelagert wird, kann es zu Atembeschwerden kommen. Auch Herzrhythmusstörungen können auftreten.
  • Bei einer chronischen Niereninsuffizienz sind oft keine Symptome oder nur vermehrtes nächtliches Wasserlassen feststellbar – die Nieren können den Funktionsausfall kompensieren. Später können eine Gelbfärbung und ein Jucken der Haut, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Geschmacksstörungen auftreten. Auch zu hoher oder niedriger Blutdruck, Herzrhythmusstörungen oder -entzündungen und Atemprobleme können symptomatisch sein. Daneben kommt es zu Blutarmut, Gerinnungsstörungen, erhöhter Infektanfälligkeit und Knochenerweichung.

Stadien Niereninsuffizienz

Chronische Niereninsuffizienz – Stadium 1

Im ersten Niereninsuffizienz-Stadium ist die Nierenfunktion leicht beeinträchtigt. Die Nieren arbeiten nahezu normal und die meisten Menschen haben keine Symptome. Möglicherweise treten leichte Veränderungen im Urin auf, die jedoch oft unbemerkt bleiben.

Die GFR mindestens 90 ml/min. Im Blut sind die Kreatinin-Werte normal, aber vermehrtes Eiweiss im Urin kann auf eine Störung der Nierenfunktion hinweisen.

In diesem frühen Stadium wird die Niereninsuffizienz meist nur zufällig entdeckt. Kann die Ursache der Nierenschwäche herausgefunden und behandelt werden, lässt sich damit einer weiteren Abnahme der Nierenfunktion entgegenwirken.

Chronische Niereninsuffizienz – Stadium 2

Die Nierenfunktion ist leicht bis mässig beeinträchtig, mit einer GFR von 60-89 ml/min. Blutwerte zeigen oft keine Auffälligkeiten. Nur eine gezielte Untersuchung der Nierenfunktion lässt die gestörte Filterleistung erkennen.

Es können jedoch erste Anzeichen auftreten, wie verminderter Durst, leicht erhöhter Blutdruck und leicht erhöhte Blutwerte. Die Nieren können nicht mehr so effizient Giftstoffe aus dem Körper filtern.

Chronische Niereninsuffizienz – Stadium 3

Im Niereninsuffizienz-Stadium 3 liegt die GFR zwischen 30- 59 ml/min. Die Nierenfunktion ist nun mässig bis schwer beeinträchtig. Die Blutwerte für Kreatinin und Harnstoff steigen an, und es kann zu Symptomen kommen, wie Müdigkeit, vermehrtem Durst, Anämie und Blutarmut. Der Körper beginnt, sich mit Abfallprodukten zu belasten, da die Nieren nicht mehr ausreichend arbeiten.

Chronische Niereninsuffizienz – Stadium 4

Die GFR sinkt auf einen Wert zwischen 15 - 29 ml/min. Die Nierenfunktion ist stark beeinträchtigt und die Konzentration harnpflichtiger Substanzen im Blut steigt nun deutlich an.

Schwere Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und vermehrte Wassereinlagerungen können auftreten. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme steigt, und Abfallprodukte sammeln sich im Körper an.

Chronische Niereninsuffizienz – Stadium 5 (terminale Niereninsuffizienz)

Der GFR liegt unter 15ml/min. Die Nierenfunktion ist stark beeinträchtig oder versagt vollständig und die Nieren sind nicht mehr in der Lage, das Blut zu reinigen. Dies wird als endgültiges Nierenversagen oder terminales Nierenversagen bezeichnet.

Die Aufgabe der Blutreinigung muss nun schnell ein Nierenersatzverfahren übernehmen, sonst vergiften die harnpflichtigen Substanzen den Körper. Die Betroffene oder der Betroffene ist auf eine Blutwäsche (Dialyse) oder eine Nierentransplantation angewiesen.

Frühe Erkennung und angemessene medizinische Betreuung bei Niereninsuffizienz sind entscheidend, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und Komplikationen zu verhindern. In fortgeschrittenen Stadien sind Dialyse oder Nierentransplantation lebensrettende Massnahmen.

Behandlungsmethoden

Besteht ein Nierenversagen aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Infektionskrankheiten, ist die Gewährleistung der Durchblutung zentral. Bei Veränderungen im Nierengewebe wird die Ursache der Schädigung beseitigt. Bei Störungen in den Harnwegen zielt Therapie darauf ab, die Harnabflussbehinderung wie Harnsteine zu beseitigen.
Oft kann akutes Nierenversagen mit Medikamenten behandelt werden. Im Zentrum steht dabei stets der Ausgleich des Flüssigkeitshaushalts. Wenn die Flüssigkeitsaufnahme auf normalem Wege durch die Grunderkrankung behindert wird, erfolgt die Flüssigkeitsgabe mit Infusionen über eine Vene.

Reicht eine konservative Therapie nicht aus, muss die Nierenfunktion mithilfe der Dialyse aufrechterhalten werden: Das Blut fliesst über einen Katheter, der sich in einer Vene befindet, über Schläuche und Pumpen in ein System. Auf der einen Seite der Membran befindet sich das Blut, auf der anderen eine salzhaltige Flüssigkeit. Über diese halbdurchlässige Membran gelangen die auszuscheidenden Substanzen in die Salzlösung und werden entfernt. In schweren Fällen und wenn sich die Nieren dauerhaft nicht wieder erholen, kann eine Nierentransplantation nötig sein.