Lymphödem

  • An folgenden Standorten
  • St.Gallen
Ein Lymphödem entsteht durch eine Blockade oder Schädigung des Lymphsystems, was zu einer Ansammlung von Gewebeflüssigkeit und Schwellungen, meist in den Armen oder Beinen, führt. Die Prävalenz variiert, wobei es sowohl angeborene Formen (primäre Lymphödeme) als auch erworbene Formen (sekundäre Lymphödeme), oft nach Operationen oder Krebserkrankungen, gibt. Typische Symptome sind Schwellungen, Spannungsgefühle, Hautveränderungen und ein erhöhtes Infektionsrisiko. Zur Behandlung gehören manuelle Lymphdrainage, Kompressionstherapie, Hautpflege und Bewegungstherapie. In vielen Fällen können auch chirurgische Eingriffe zur Verbesserung des Lymphabflusses und bei fortgeschrittenen Stadien zur Verbesserung der Lebensqualität in Betracht gezogen werden. Darüber möchten wir sie gerne im Folgenden informieren und das Angebot der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie vorstellen.

Was ist das Lymphödem?

Ein Lymphödem ist eine chronische Erkrankung, bei der es durch eine Funktionsstörung des Lymphsystems durch Verletzung oder Blockade zu einer Ansammlung von Gewebeflüssigkeit und Schwellungen, meist in den Extremitäten, kommt. Die Lymphflüssigkeit oder auch Lymphe kann nicht abfliessen. Die wichtigsten Eigenschaften der Krankheit sind Schwellung, Hautveränderungen und ein erhöhtes Infektionsrisiko.

Wie wirkt sich das Lymphödem aus?

Ein Lymphödem führt üblicherweise zu einer sichtbaren und tastbaren Schwellung, meist in den Armen oder Beinen, die oft mit einem Spannungsgefühl und schwerer Haut einhergeht. Betroffene können auch Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und ein erhöhtes Risiko für Hautinfektionen wie Cellulitis erleben. Im Verlauf der Krankheit kann die Haut verdicken und verhärten (Fibrose), was die Symptome weiter verschlimmert.

Welche Arten von Lymphödemen gibt es?

Primäres Lymphödem
Primäre Lymphödeme sind angeborene oder genetisch bedingte Erkrankungen des Lymphsystems. Sie treten aufgrund von Entwicklungsstörungen oder Fehlbildungen der Lymphgefässe oder Lymphknoten auf. 

Sekundäres Lymphödem
Sekundäre Lymphödeme entstehen aufgrund einer Schädigung oder Beeinträchtigung des Lymphsystems, die nicht angeboren ist. Ursachen sind zum Beispiel:

  • Chirurgische Eingriffe: Besonders häufig nach Operationen, bei denen Lymphknoten entfernt werden, wie bei Brustkrebsoperationen.
  • Strahlentherapie: Schäden durch Bestrahlung können das Lymphsystem beeinträchtigen.
  • Infektionen: Wiederkehrende oder schwere Infektionen können zu Lymphödemen führen. Ein Beispiel ist die Filariose, eine parasitäre Infektion.
  • Trauma: Verletzungen, die das Lymphsystem beschädigen.
  • Tumoren: Krebs oder Metastasen können die Lymphgefässe blockieren.
  • Chronische venöse Insuffizienz: Langfristige Venenprobleme können das Lymphsystem belasten.
     

 Wie unterscheiden sich Ausprägungen und Stadien von Lymphödemen?

Lymphödeme können je nach Fortschreiten der Erkrankung in verschiedene Stadien eingeteilt werden:

Stadium 0 (Latenzstadium): Keine sichtbare Schwellung, aber Funktionsstörungen des Lymphsystems können bereits vorliegen.
Stadium I (reversibles Stadium): Schwellung, die durch Hochlagern des betroffenen Körperteils reduziert werden kann. Die Schwellung ist weich und eindrückbar (Pitting-Ödem).
Stadium II (irreversibles Stadium): Dauerhafte Schwellung, die durch Hochlagern nicht mehr vollständig zurückgeht. Die Haut beginnt zu verhärten (Fibrose).
Stadium III (Elephantiasis): Schwere Verhärtung und Verdickung der Haut. Es kommt zu deutlichen Veränderungen im betroffenen Bereich und zu weiteren Komplikationen wie Hautinfektionen.

 

Welche Anzeichen/Symptome für Lymphödem gibt es?

Ein Lymphödem zeigt sich durch anhaltende Schwellung in betroffenen Körperteilen, meist Armen oder Beinen. Frühe Symptome umfassen ein Spannungsgefühl, Schweregefühl und ein eingeschränktes Bewegungsvermögen. Die Haut kann straff und glänzend wirken. Typisch ist auch das Eindrücken (Pitting) der Haut bei Druck, das später verschwindet, wenn die Schwellung verhärtet (Fibrose). Betroffene berichten oft von einem dumpfen Schmerz oder einem Gefühl der Enge. Hautveränderungen wie Verdickung und Verhärtung (Elephantiasis) treten in fortgeschrittenen Stadien auf. Häufig kommt es zu wiederkehrenden Infektionen wie Erysipel. Ein Lymphödem entwickelt sich meist langsam und kann ohne Behandlung fortschreiten.

 

Wie diagnostiziert man ein Lymphödem?

Ein Lymphödem wird diagnostiziert durch Anamnese, körperliche Untersuchung und spezielle Tests. Die Ärztin oder der Arzt erfragt Krankheits- und Familiengeschichte sowie Symptome wie Schwellung und Spannungsgefühl. Bei der Untersuchung prüft er Schwellungen, Hautveränderungen und Beweglichkeit. Diagnostische Verfahren wie Lymphszintigraphie (zur Beurteilung des Lymphflusses), Doppler-Ultraschall (zum Ausschluss venöser Probleme), und Bioimpedanzanalyse (zur Messung der Flüssigkeit in Geweben) werden eingesetzt. Diese Methoden helfen, ein Lymphödem von anderen Ursachen der Schwellung zu unterscheiden und die genaue Diagnose zu stellen. In der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie setzen wir die ICG-Lymphographie (Indocyaningrün-Lymphographie) als modernes bildgebendes Verfahren ein, das die genaue Diagnostik und Behandlung von Lymphödemen ermöglicht. Dabei wird ein fluoreszierender Farbstoff (Indocyaningrün) in die Haut injiziert. Dieser Farbstoff bindet an Proteine und wird über das Lymphsystem transportiert. Anschliessend wird der Fluss des Farbstoffs mithilfe einer speziellen Infrarotkamera beobachtet und aufgezeichnet. 
Die ICG-Lymphographie ermöglicht als schonendes minimalinvasives Verfahren:

  • Visualisierung des Lymphsystems
  • Untersuchung der Lymphdrainage
  • Beurteilung des Schweregrades
  • Planung von Behandlungen
  • Monitoring des Therapieerfolgs
     

Behandlungsmethoden und Therapie

Die Behandlung des Lymphödems umfasst manuelle Lymphdrainage, Kompressionstherapie (Bandagen, Kompressionskleidung), Bewegungstherapie und Hautpflege. Manuelle Lymphdrainage fördert den Abfluss der Lymphflüssigkeit. Kompressionstherapie verhindert die Flüssigkeitsansammlung. Bewegungstherapie verbessert den Lymphfluss durch Muskelaktivität. Hautpflege beugt Infektionen vor. Zusätzlich können Pneumatische Kompressionsgeräte eingesetzt werden. 
In fortgeschrittenen Fällen sind chirurgische Eingriffe wie Fettabsaugung (Liposuktion) oder Lymphgefässchirurgie (Lymphovenöse Anastomosen, Lymphknotentransfer) möglich. Eine Kombination dieser Methoden wird individuell angepasst, um Schwellung zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern. Die Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie bietet das komplette Angebot der modernen chirurgischen Behandlung mit dem Ziel ein massgeschneidertes Therapieangebot für unsere Patientinnen und Patienten zu erstellen. 
 

 

 

Häufige Fragen zu Lymphödem

Wie häufig tritt das Lymphödem auf?

Lymphödeme treten weltweit bei etwa 1 von 1.000 Menschen auf. Das Risiko ist erhöht bei Personen, die Krebsoperationen oder Bestrahlungen erhalten haben, besonders bei Brustkrebs, wo bis zu 20-40% der Betroffenen ein Lymphödem entwickeln können. Angeborene oder primäre Lymphödeme sind seltener und betreffen etwa 1 von 6.000 Lebendgeburten.

Wie kann man dem Lymphödem vorbeugen?

Zur Vorbeugung eines Lymphödems nach Operationen oder Bestrahlungen empfiehlt sich regelmässige Bewegung und spezifische Physiotherapie, um den Lymphfluss zu fördern. Hautpflege ist essenziell, um Infektionen zu vermeiden, die das Lymphsystem belasten können. Das Tragen von Kompressionskleidung und das Vermeiden von Verletzungen oder Überlastungen des betroffenen Bereichs können ebenfalls helfen, einem Lymphödem vorzubeugen.

Sollte man beim Verdacht auf ein Lymphödem zur Ärztin oder zum Arzt gehen?

Ja, bei Verdacht auf ein Lymphödem sollte man unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen, um eine frühzeitige Diagnose und Behandlung zu gewährleisten. Eine rechtzeitige medizinische Intervention kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und Komplikationen verhindern.

Welche Behandlungsmethode ist beim Lymphödem notwendig?

Die Behandlung eines Lymphödems umfasst in der Regel eine Kombination aus manueller Lymphdrainage, Kompressionstherapie und Bewegungstherapie. Die manuelle Lymphdrainage hilft, die Lymphflüssigkeit zu mobilisieren und abzuleiten, während die Kompressionstherapie durch das Tragen von Kompressionsbandagen oder -kleidung die Schwellung reduziert. Zusätzlich ist regelmässige Bewegung wichtig, um den Lymphfluss zu fördern und die Muskelpumpe zu aktivieren. Trotz all der erfolgten Massnahmen gibt es Fälle, bei denen nur eine ergänzende chirurgische Therapie ein erfolgreiches dauerhaftes Ergebnis ermöglicht. 

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Lymphödem nach einer Behandlung wiederkommt?

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Lymphödem nach einer chirurgischen Behandlung wiederkommt, variiert je nach verschiedenen Faktoren wie der Art der Operation, dem Ausmass des Eingriffs, der Wirksamkeit der postoperativen Therapie und individuellen Risikofaktoren des Patienten. In einigen Fällen kann das Risiko eines erneuten Auftretens verringert werden durch die Einhaltung eines angemessenen Behandlungsplans, einschliesslich regelmässiger Nachsorge, Bewegungstherapie und Vermeidung von Faktoren, die das Lymphsystem belasten könnten. Eine genaue Prognose kann jedoch nur individuell durch die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt basierend auf der spezifischen Situation der Patientin oder des Patienten gegeben werden.

 

 

Weitere Informationen