Keine Fehlstellung am Vorfuss ist so häufig wie der Hallux valgus – die schmerzhafte Vorwölbung des ersten Mittelfussknochens am Fussinnenrand und Abweichung der Grosszehe nach aussen. Gemäss aktuellen Zahlen ist rund ein Viertel aller 18- bis 65-Jährigen davon betroffen, bei Personen über 65 Jahren sogar jeder Dritte. Doch wie kommt es zu dieser Fehlstellung?
Vielfältige Ursachen
Die Ursachen sind laut PD Dr. Andreas Toepfer, Leitender Arzt an der Klinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates am Kantonsspital St.Gallen, zahlreich und häufig durch mehrere Faktoren bedingt. Einerseits sind viele Patientinnen und Patienten erblich vorbelastet. Andererseits kann eine zu hohe Vorfussbelastung, zum Beispiel durch Verkürzung der Achillessehne oder Fehlstellungen des Rückfusses, die Deformität begünstigen.
Schmerzende Füsse und «Schuhkonflikt»
Typische Merkmale eines Hallux valgus sind das Überbein an der Innenseite des Grosszehen-Grundgelenks und die Abweichung der Grosszehe nach aussen. Neben dem unschönen ästhetischen Aspekt beklagen Betroffene häufig den schmerzhaften Ballen und berichten über einen «Schuhkonflikt». Ohne Behandlung verbreitert sich dann über die Jahre der Vorfuss, und die Grosszehe verdrängt die Nachbarzehen. Dies und der vorzeitige Verschleiss des Grundgelenks führen zu zunehmenden Beschwerden und Bewegungseinschränkungen.
Im fortgeschrittenen Stadium kann die Grosszehe die benachbarten Zehen über- oder unterwandern, es können sich Hammer- oder Krallenzehen bilden. «Insofern ist der Zeitpunkt für eine Therapie sehr wichtig. Wird die Fehlstellung rechtzeitig diagnostiziert, können wir diese meist mit einer minimalinvasiven Therapie korrigieren», so PD Dr. Andreas Toepfer.
Nicht-operative und operative Behandlungsmöglichkeiten
Zur Behandlung der Fehlstellung gibt es konservative, das heisst nicht-operative, sowie operative Verfahren. Sind die Beschwerden minimal oder die Fehlstellung nicht weit fortgeschritten, kann eine konservative Therapie diese verlangsamen oder im Idealfall stoppen. Diese beinhaltet orthopädische Hilfsmittel wie eine Hallux-Schiene, Zehenspreizer und Einlagen, Dehnungs- und Kräftigungsübungen und die Verwendung geeigneter Schuhe. Bei fortgeschrittenen Veränderungen geht es jedoch nicht ohne Operation.
Am Kantonsspital St.Gallen können Fehlstellungen dank entsprechender Expertise häufig minimalinvasiv korrigiert werden. Als eine der wenigen Kliniken der Schweiz setzt das Kantonsspital heute schwerpunktmässig auf diese Methode. Dabei braucht es nur kleine Hautschnitte, womit nur wenig Gewebe beschädigt wird und der Patient weniger Schmerzen hat. Zudem bleibt die Beweglichkeit des Gelenks, im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren, deutlich besser erhalten.
Nach der Operation
Hallux-Operationen sind risikoarm und verlaufen in der Regel ohne Komplikationen. Bei minimalinvasiven Eingriffen kann der Patient das Spital meist am ersten oder zweiten Tag nach der OP verlassen. Danach ist für sechs Wochen ein Verbandschuh mit steifer Sohle erforderlich. Damit die Korrektur anhält, wird die Zehe mithilfe spezieller Verbandstechniken nachbehandelt. Zudem wird eine Schonung für zwei bis drei Wochen empfohlen. Krücken werden meist nur so lange benötigt, bis die Wunde abgeheilt ist.